Seite wählen

Es kommt darauf an, wozu der Herr uns beruft:

 

Heilig war auch die heilige Marta, auch wenn man von ihr nicht sagt, dass sie kontemplativ war. Was verlangt ihr mehr wie diese Glückselige zu werden, die es verdiente, Christus, unseren Herrn, so oft in ihrem Haus zu haben, ihm zu essen zu geben und ihn zu bedienen, und vielleicht an seinem Tisch oder sogar von seinem Teller zu essen?

Theresia von Ávila (1515–1582) wurde in einer Familie geboren, die unter dem Druck der Reconquista, der christlichen Rückeroberung der iberischen Halbinsel von den Muslimen, vom Judentum zum Christentum übergetreten war. Mit 16 Jahren kam sie zur Erziehung in ein Augustinerinnenkloster, wurde aber krank. Während sie zur Genesung bei ihrer Schwester lebte, las sie Briefe des Kirchenvaters Hieronymus. Gegen den Willen ihres Vaters trat sie in den Karmel in Ávila ein. Sie wurde wieder krank bis zu einer todesähnlichen Starre und blieb drei Jahre gelähmt. Nach einer gesundheitlichen Besserung geriet sie in eine tiefe religiöse Krise. Sie fühlte sich zu schlecht für das Beten, das sie als »Verweilen bei einem Freund« verstand; auch empfand sie den Umgang mit Besuchern des Klosters als oberflächlich. Eine tiefe Erfahrung von Liebe vor einer Statue des Schmerzensmannes war für sie befreiend. Bei weiteren mystischen Erfahrungen fand sie in der Begleitung durch verschiedene Beichtväter zunächst Angst, zunehmend aber auch Aufklärung und Hilfe. Sie erhielt die Erlaubnis zu einem noch konsequenteren Leben zusammen mit Gefährtinnen. Daraus entstanden der Ordenszweig der Unbeschuhten Karmelitinnen, deren Ziel ein geschwisterlicher Lebensstil, das Freiwerden vom Ich und die intensive Pflege der Freundschaft mit Gott in großer Demut, ist – im Unterschied zum zeitgenössischen Rigorismus, der auf extreme Askese durch Fasten, Selbstgeißelung und totale Abstinenz setzte. Zusammen mit Johannes vom Kreuz als Spiritual ihres Konvents konnte sie ihre Gemeinschaft in diesem Geist erneuern und weitere Klöster gründen.

Theresia von Avila

Ordensgründerin, Mystikerin, Kirchenlehrerin

* 28. März 1515 in Ávila in Spanien
† 4. Oktober 1582 in Alba de Tormes bei Salamanca in Spanien

Leben und Wesen der Heiligen Theresia von Avila

Teresa vergleicht das geistliche Leben der Seele auch mit einem Garten, der durch verschiedene Gebetsgrade bewässert werden kann:
Einer, der anfängt, muss sich bewusst machen, dass er beginnt, auf ganz unfruchtbarem Boden, der von ganz schlimmem Unkraut durchwuchert ist, einen Garten anzulegen, an dem sich der Herr erfreuen soll. Seine Majestät reißt das Unkraut heraus und muss dafür die guten Pflanzen einsetzen. Stellen wir uns nun vor, dass dies bereits geschehen ist, wenn sich ein Mensch zum inneren Beten entschließt und schon begonnen hat, es zu halten. Mit Gottes Hilfe haben wir als gute Gärtner nun dafür zu sorgen, dass diese Pflanzen wachsen, und uns darum zu kümmern, sie zu gießen, damit sie nicht eingehen, sondern so weit kommen, um Blüten hervorzubringen, die herrlich duften, um diesem unseren Herrn Erholung zu schenken, und er folglich oftmals komme, um sich an diesem Garten zu erfreuen und sich an den Tugenden zu ergötzen. …
Ich meine, dass man [diesen Garten] auf viererlei Weisen bewässern kann: Entweder, indem man Wasser aus einem Brunnen schöpft, was uns große Anstrengung kostet; oder mit Hilfe von Schöpfrad und Rohrleitungen, wo Wasser mit einer Drehkurbel heraufgeholt wird; ich habe es selbst manchmal heraufgeholt: das ist weniger anstrengend als jene andere Art und fördert mehr Wasser; oder aus einem Fluss oder Bach: damit wird viel besser bewässert, weil die Erde besser mit Wasser durchtränkt wird und man nicht so oft bewässern muss, und es ist für den Gärtner viel weniger anstrengend; oder indem es stark regnet; dann bewässert der Herr ohne jede Anstrengung unsererseits, und das ist unvergleichlich viel besser als alles, was gesagt wurde.
Diese vier Arten der Bewässerung, durch die der Garten erhalten wird – denn ohne das müsste er eingehen – nun zur Anwendung zu bringen, das ist es, worauf es mir ankommt, womit ich glaubte, etwas von den vier Gebetsstufen erläutern zu können, in die der Herr in seiner Güte meine Seele manchmal versetzt hat. …
Von denen, die beginnen, inneres Beten zu halten, können wir sagen, dass es die sind, die das Wasser aus dem Brunnen schöpfen, was, wie ich gesagt habe, für sie eine große Anstrengung ist, weil sie sich abplagen müssen, um die Sinne zu sammeln. Da diese es gewohnt sind herumzustreifen, ist das eine ziemliche Anstrengung. Sie müssen es sich allmählich zur Gewohnheit machen, auf das Sehen und Hören nichts mehr zu geben und das dann in den Stunden des inneren Betens auch zu praktizieren, sondern in Einsamkeit zu verweilen und, zurückgezogen, über ihr vergangenes Leben nachzudenken.

Bei der zweiten Art der Bewässerung beginnt die Seele sich zu sammeln und rührt dabei schon an etwas Übernatürliches, das sie allerdings in keiner Weise selbst erreichen kann, so viele Anstrengungen sie auch vollbringt. Es stimmt zwar, dass es so aussieht, als habe sie sich eine Zeitlang mit dem Drehen des Schöpfrads und dem Arbeiten mit ihrem Erkenntnisvermögen abgeplagt, und als hätten sich die Rohrleitungen schon gefüllt, doch steht der Wasserspiegel hier schon höher, und so hat man hier viel weniger Arbeit als beim Wasserschöpfen aus dem Brunnen. Ich möchte sagen, dass das Wasser schon näher ist, weil sich die Gnade der Seele schon klarer zu erkennen gibt.
Das bedeutet eine Sammlung der Seelenvermögen in sich hinein, um von dieser Beglückung mit noch mehr Wohlbehagen zu genießen; doch gehen sie nicht verloren, noch schlafen sie ein. Nur das Empfindungsvermögen ist derart beschäftigt, dass es sich, ohne zu wissen wie, gefangen nehmen lässt, das heißt, es gibt nur seine Zustimmung, damit Gott es einkerkert, wie jemand, der sehr wohl weiß, dass er der Gefangene dessen ist, den er liebt. …
Kommen wir nun auf das dritte Wasser zu sprechen, mit dem dieser Garten bewässert wird, nämlich das fließende Wasser eines Flusses oder einer Quelle, mit dem man mit weniger Mühe bewässert, auch wenn es einige Mühe kostet, das Wasser zuzuleiten. Hier will der Herr dem Gärtner schon derart helfen, dass er fast schon selber der Gärtner ist und derjenige, der alles tut.
Es ist dies ein Schlaf der Seelenvermögen, die sich nicht ganz verlieren, aber auch nicht verstehen, wie sie am Werk sind. Das Wohlgefühl und die Zärtlichkeit und die Beseligung sind unvergleichlich viel größer als das Bisherige. Es ist nämlich so, dass das Wasser der Gnade dieser Seele schon bis zum Halse steht, so dass sie nicht mehr vorangehen kann, und auch nicht weiß wie, aber auch nicht zurück kann. Sie möchte sich der höchsten Herrlichkeit erfreuen. Sie ist wie jemand, der die Kerze bereits in der Hand hält, so dass ihm nur noch wenig fehlt, um den Tod zu sterben, nach dem er sich sehnt. In dieser Agonie genießt sie die tiefste Beseligung, die sich nur ausdrücken lässt. Nichts anderes scheint es mir zu sein, als ein fast gänzliches Sterben für alle weltlichen Dinge und ein Genießen Gottes. …
Der Herr möge mir die Worte beibringen, wie man etwas über das vierte Wasser sagen kann. Seine Gunst ist hier sehr nötig, noch mehr als beim vorigen, denn bei jenem spürt die Seele, dass sie noch nicht ganz gestorben ist, denn so dürfen wir uns ausdrücken, weil sie es für die Welt ist. Aber wie ich schon sagte, hat sie noch soviel Gespür, um zu erkennen, dass sie in ihr weilt, und ihre Einsamkeit zu spüren, und sie nützt äußere Mittel, um zu verstehen zu geben, was sie empfindet und sei es durch Zeichen.
Bei jedem Gebet und bei allen Gebetsweisen, von denen bislang die Rede war, tat der Gärtner immer noch irgendeine Arbeit, auch wenn bei diesen letzten die Arbeit mit soviel Herrlichkeit und Trost für die Seele verbunden ist, dass sie da nie herausgehen möchte, und so empfindet sie es nicht als Anstrengung, sondern als Herrlichkeit.
Hier nun nimmt man nichts wahr, sondern genießt nur, ohne zu erkennen, was man genießt. Man erkennt zwar, dass man ein Gut genießt, in das alle anderen Güter eingeschlossen sind, doch erfasst man dieses Gut nicht. Es sind alle Sinne mit diesem Genuss beschäftigt, so dass keiner mehr frei ist, um sich noch mit etwas anderem beschäftigen zu können, weder mit Äußerem noch mit Innerem. … Das Wie dieses Gebets, das man als Gotteinung bezeichnet, und was es ist, das wüsste ich nicht verständlich zu machen. Es wird in der mystischen Theologie erläutert, denn ich wüsste nicht einmal die richtigen Ausdrücke zu benennen.

Es kommt darauf an, wozu der Herr uns beruft:
Heilig war auch die heilige Marta, auch wenn man von ihr nicht sagt, dass sie kontemplativ war. Was verlangt ihr mehr wie diese Glückselige zu werden, die es verdiente, Christus, unseren Herrn, so oft in ihrem Haus zu haben, ihm zu essen zu geben und ihn zu bedienen, und vielleicht an seinem Tisch oder sogar von seinem Teller zu essen? Wenn beide (Marta und Maria) so versunken gewesen wären wie Magdalena, wäre niemand da gewesen, der dem himmlischen Gast zu essen gab. Nun also, denkt euch, dass diese kleine Gemeinschaft das Haus der heiligen Marta ist und dass es dort von allem etwas geben muss; diejenigen, die auf dem Weg des aktiven Lebens geführt werden, dürfen nicht über die anderen murren, die ganz im inneren Beten versunken sind, denn das führt meistens dazu, sich selbst und alles andere nicht mehr zu beachten.
Sie sollen daran denken, dass der Herr für sie eintreten wird, wenn sie schweigen, und sich für glücklich halten, ihm das Essen zuzubereiten. Schaut, die wahre Demut hat, glaube ich, gewiss viel damit zu tun, sich ganz bereitwillig mit dem zu begnügen, was der Herr mit einem machen will, und sich immer für unwürdig zu halten, sich seine Diener zu nennen. Nun also, wenn kontemplativ beten und betrachtendes und mündliches Gebet halten und Krankenpflege und der Dienst im Haushalt und das Bemühen um das Verlangen nach dem niedrigsten Dienst, wenn das alles Dienst am Gast ist, der zu uns kommt, um bei uns zu weilen und mit uns zu essen und sich zu erholen, was macht es uns dann aus, ob so oder so?

Quelle: Teresa von Ávila: Das Buch meines Lebens, Gesammelte Werke, Bd. 1, übersetzt von U. Dobhan und E. Peters. 6. Aufl. Herder, Freiburg – Basel – Wien 2010, S. 185-263
Teresa von Ávila: Weg der Vollkommenheit. In: Gesammelte Werke, Bd. 2, übersetzt von U. Dobhan und E. Peters, 3. Aufl. Herder, Freiburg – Basel – Wien 2007, S. 172 f

Zitate von Teresa von Ávila:

Der Herr sieht nicht so sehr auf die Größe der Werke als auf die Liebe, mit der sie getan werden.
Das Gebet ist meiner Ansicht nach nichts anderes als ein Gespräch mit einem Freund, mit dem wir oft und gern allein zusammenkommen, um mit ihm zu reden, weil er uns liebt.

Nichts soll dich beunruhigen; nichts ängstige dich. Wer Gott hat, dem fehlt nichts. Gott allein genügt.

Gott ist so groß, dass er es wohl wert ist, ihn ein Leben lang zu suchen.

Wer nichts mehr wünscht, besitzt alles.

Teresa beklagte sich einmal im Gebet über all die vielen Drangsale und Widerwärtigkeiten, unter denen sie zu leiden hätte. So behandele ich meine Freunde, antwortete ihr der Herr. Teresa versetzte: Darum hast Du auch nur so wenige.

Ich werfe unserer Zeit vor, dass sie starke und zu allem Guten begabte Geister zurückstößt, nur weil es sich um Frauen handelt.

Quelle: https://www.aphorismen.de/suche?f_autor=3694_Teresa+von+Avila

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

Gebet zur Mutter von der immerwährenden Hilfe

Novene zu Maria der Knotenlöserin

Weihegebet an die Heiligste Dreifaltigkeit durch Maria