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9-tägiges Gebet

Novene zum Bruder Jordan

Immer mehr wandten sich Menschen aus Dortmund und Umgebung in ihren Nöten an ihn. Sein fürbittendes Gebet galt den hart arbeitenden Menschen des Reviers und den Soldaten im Felde.

 

Vorwort

Quelle:  Gebetsheft   NEUNTÄGIGE ANDACHT ZU BRUDER JORDAN MAI

20 Auflagen hat die “Neuntägige Andacht” zu Bruder Jordan Mai von P. Athanasius Bierbaum erlebt in einer Auflagenhöhe von 235000 Exemplaren. In rund 50 Jahren haben viele Menschen im Gebet zu Bruder Jordan Hilfe und Ermutigung gefunden. Das Vertrauen zu ihm ist nicht schwächer, sondern stärker geworden. Seit dem ersten Erscheinen der “Neuntägigen Andacht” haben sich Zeit und Menschen geändert. So scheint es richtig, das Gebetsheft neu in veränderter Gestalt herauszugeben. Dabei soll der Brauch einer Novene oder Neuntägigen Andacht beibehalten werden.

Seit dem 17. Jahrhundert hat es sich in der Kirche eingebürgert, bei wichtigen Anlässen neun Tage lang zu Gott oder zu Heiligen zu beten. Vorbild war die Gemeinde der Jünger zu Jerusalem, die nach der Himmelfahrt Jesu neun Tage lang um das Kommen des Gottesgeistes betete (Apg I, 14).

Viele Christen bevorzugen das persönliche Gebet. Sie sprechen am liebsten mit eigenen Worten zu Gott oder zu den Heiligen. Andere wollen oder können nicht auf vorgeformte Texte verzichten. Dieser doppelten Erwartung soll in der Neufassung Rechnung getragen werden. Ausgehend von einem Text der Heiligen Schrift, steht zuerst eine Anleitung zum besinnlichen Nachdenken, daran schließt sich ein mündliches Gebet an, das an Gott-Vater gerichtet ist. Im zweiten Teil steht am Anfang eine Begebenheit aus dem Leben Bruder Jordans oder ein Wort von ihm. Sie sind Zeugnisse seines Vertrauens auf Gott und sollen dazu ermutigen, wie er sich Gott anzuvertrauen. Danach folgt ein Gebet zu ihm. Es ist möglich, ein oder mehrere Gesetze des Rosenkranzes anzufügen. Für jeden Tag sind zwei Vorschläge gemacht: ein herkömmliches Gesetz und ein neu formuliertes. Wer den Rosenkranz ohne Hast betet und sich tragen lässt vom Gleichmaß des sich wiederholenden “Gegrüßet seist du, Maria”, wird zu Gott geführt. Dieses Gebet schafft in ihm eine Atmosphäre der Stille, in der der Beter sich mit Gott verbunden weiß, bereit Zur Hingabe an Ihn und zur Erfüllung seines Willens.

Die folgende Neuntägige Andacht ist nur für den privaten Gebrauch bestimmt.

1. Tag

Was Gott dem Menschen geben will

Schriftlesung

Jesus sagte zu seinen Jüngern: Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet. Denn wer bittet, der erhält; wer sucht, der findet, und wer anklopft, dem wird geöffnet. Oder ist unter euch ein Vater, der seinem Sohn eine Schlange gibt, wenn er um einen Fisch bittet, oder einen Skorpion, wenn er um ein Ei bittet? Wenn nun schon ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gebt, was  gut ist, wieviel mehr wird der Vater im Himmel denen, die ihn bitten, den heiligen Geist geben (Lukas 11,9-13).

Die Vorschläge dieser Novene sind ein Angebot, aus dem jeder Beter auswählen kann. Er könnte sich an einem Tag auf die Schriftlesung mit der Besinnung beschränken oder an einem anderen nur die beiden Gebete sprechen. Ebenfalls sind die beiden Rosenkranzgebete als Ergänzung gedacht. Die Gebete lassen sich für den, der keine Zeit oder

Kraft für ein langdauerndes Beten hat, auf einen Satz verkürzen, in dem sich das Vertrauen auf Gott und die Fürbitte Bruder Jordans ausdrückt, zum Beispiel:

  • Vater im Himmel, ich vertraue dir!
  • Gott, hilf mir!
  • Herr, dein Wille geschehe!
  • Lieber Bruder Jordan, schenke mir deine Fürbitte!
  • Lieber Bruder Jordan, tritt für mich ein!
  • Lieber Bruder Jordan, ich rufe dich an!

Besinnung

Im Anschluss an das Gleichnis vom guten Freund fügt der Evangelist Lukas einige Verse über das Bittgebet an. Der Christ soll vertrauensvoll bitten. Er klopft nicht vergebens bei Gott an. Gott wird ihn erhören. Nicht einmal ein menschlicher Vater, wenn er diesen Namen verdient, wird seinem Kind statt eines Fisches eine (giftige) Schlange, statt eines Eies einen Skorpion (sein Stich ist sehr schmerzhaft) geben. Gottes Güte überragt die Güte eines menschlichen Vaters unendlich. Ihr gegenüber nimmt sich die menschliche Güte nur unscheinbar aus. Gott gibt. was wir brauchen: nicht alles und jedes, sondern, was gut ist, heiligen Geist. In diesem Vertrauen darf ich Gott sagen, was mich bewegt, und ihn um seine Hilfe bitten.

Gebet

Gott, unser Vater, die Aufforderung klingt einfach: Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet. Nur mühsam komme ich mit diesem Wort zurecht, eher ist

es eine Zumutung. Ich bitte und weiß nicht, ob mir gegeben wird und ob sich mir eine Tür öffnet. Und doch muss es ein wahres und gültiges Wort sein, welches uns das Evangelium überliefert. Hinter ihm steht die Autorität deines Sohnes Jesus Christus, der uns zum Vertrauen auffordert. Hinter ihm steht die Überzeugung gläubiger Menschen, die sich deiner Hilfe sicher waren. So darf ich glauben: Du bist wie ein

guter Vater. Du überschaust unser Leben und weißt am besten, was uns nottut. Wir Menschen sind oft kurzsichtig und wissen nicht, in der rechten Weise zu bitten. Ich frage mich, ob das auch für mich in dieser Not, die ich dir nennen möchte, zutrifft …

Ich überlasse mich deiner Führung. Ich weiß nicht, wohin du mich führst, aber ich weiß, dass du wie ein sorgender Vater nur das schickst, was zu meinem Besten ist. So bitte ich dich vor allem um deinen heiligen Geist. Durch ihn willst du mir Hoffnung geben und die Kraft, deinen Willen anzunehmen.

Dein Sohn hat uns aufgefordert, in seinem Namen zu bitten. In der Gemeinschaft mit ihm, unserem Bruder, bitte ich nicht nur für mich, sondern für alle Menschen, die in Not oder Sorge sind. Schenke ihnen

deinen Geist, in dem wir allein bestehen können. In Christus und dem Heiligen Geist sei dir, Vater, Ehre, Dank und Anbetung, heute und alle Tage. Amen.

Aus dem Leben Bruder Jordans

In einem Brief dankt Bruder Jordan einer Frau für ihre Hilfe. Zugleich drückt er die Hoffnung aus, ihr Mann werde gesund aus dem Krieg heimkehren (der Brief stammt vom 12.6.1916):

Ich werde nicht die Wohltaten vergessen, die Sie mir, einem einfältigen Laienbruder, erwiesen haben. Ich will das durch ununterbrochenes Gebet für Sie und Ihre Familie auszugleichen suchen. Hoffentlich geht es Ihnen, Ihrem lieben Mann, dem lieben Kleinen und Ihrer Schwester noch gut. Ich habe das feste Vertrauen, dass nach einem baldigen Frieden Ihr lieber Gatte wieder unversehrt in den lieben Familienkreis zurückkehren wird, und dass Ihre ununterbrochene Sorge und Bedrängnis bald ein Ende nimmt.

Gebet

Lieber Bruder Jordan, unter deinen Grundsätzen findet sich das Wort, man solle gern mit Gott allein sein und das Gebet lieben und üben. Uns ist von Augenzeugen berichtet, wie du oft lange, auch ganze Nächte hindurch, gebetet hast. Dein Beten hat dich in die Nähe Gottes geführt. Das Wort “Gott” war für dich kein leeres Wort, sondern hatte einen guten Klang. Du wusstest, dass Gott uns Freund und Vater sein will.

Deshalb hast du im Gebet dich ihm anvertrauen und auch andere zum Vertrauen auffordern können. Ich möchte von deinem Beten lernen. Tritt für mich durch deine Fürbitte ein, dass ich mich, ähnlich wie du, Gott

überlasse und mich bei ihm geborgen weiß.’ Dann wird es mir leichter fallen, die Hilfe, die er mir zugedacht hat, zu erkennen, Amen.

Rosenkranzgebet

Der uns den Heiligen Geist gesandt hat.
Der uns die Liebe des Vaters offenbart hat.

2. Tag

Wie einem Freund vertrauen

Schriftlesung

Jesus sagte zu seinen Jüngern: Einer von euch hat einen Freund und geht um Mitternacht zu ihm und sagt: Freund, leih mir drei Brote! Denn einer meiner Freunde, der auf Reisen ist, ist zu mir gekommen, und

ich habe ihm nichts anzubieten. Wird dann der Mann drinnen antworten: Lass mich in Ruhe, die Tür ist schon verschlossen, und meine Kinder sind mit mir zu Bett gegangen; ich kann nicht aufstehen und dir

etwas geben? Ich sage euch: Wenn er auch nicht deswegen aufsteht und ihm seine Bitte erfüllt, weil er sein Freund ist, so wird er doch wegen seiner Zudringlichkeit aufstehen und ihm geben, was er braucht.      (Lukas I 1,5-8).

Besinnung

Ein Mann gerät in Schwierigkeiten. Spät und plötzlich kommt noch ein Gast. Die Gastfreundschaft gilt dem Orientalen als heiligste Pflicht. Er muss den Besucher aufnehmen und ihn bewirten. Es fehlt an Brot. Nur ein Freund in der Nachbarschaft kann helfen. Das Anklopfen bei ihm ist lästig und störend. Die ganze Familie wird wach, da alle in einem Raum

schlafen. Und doch wird der Freund ungeachtet aller Störung geben. Er kann gar nicht anders. – Gott ist wie ein helfender Freund. Wenn schon ein menschlicher Freund eine Bitte erfüllt, umso mehr wird es Gott tun. In jedem Augenblick meines Lebens darf ich mich ihm anvertrauen, auch in meiner augenblicklichen Sorge.

Gebet

Gott, Vater im Himmel, was mich zum Beten führt, ist diese große Sorge … Ich weiß mir keinen Ausweg. Vieles habe ich schon versucht. Mein Mühen hat bis heute keinen Erfolg. Bei allem, was mir widerfährt, weiß ich: Du nimmst an meinem Geschick Anteil wie ein wohlwollender Freund. So hat dich Jesus uns geschildert. Du willst mir der Gott sein, auf den ich mich verlassen kann. Wie ein guter Freund willst du sorgen und mir helfen. Ich möchte Abhilfe, aber du weißt am besten, was nottut und richtig ist. Lehre mich, deinen Willen zu verstehen, und gib mir Kraft

zu ertragen, wenn diese Prüfung nicht von mir genommen werden kann. Vater, in deine Hände empfehle ich mich. Amen.

Aus dem Leben Bruder Jordans

Der Ausgang des ersten Weltkrieges brachte nicht nur politische und wirtschaftliche Schwierigkeiten, sondern allgemeine Unsicherheit. In kirchlichen Kreisen befürchteten einige auch die Aufhebung der Klöster. In Dortmund stellten sich die Brüder auf ein Verlassen des Hauses ein. Bruder Jordan fragte bei seinem Neffen, einem Pfarrer, an, ob er ihn aufnehmen könne.

Sein Brief vom 29.12.1918 drückt seine Sorge aus, mehr noch sein Vertrauen:

Zunächst vertraue ich fest auf die Vorsehung Gottes. Der liebe Heiland sagt: “Seid nicht bekümmert um euren Leib, was werden wir essen oder trinken, oder womit werden wir uns bekleiden? Euer himmlischer

Vater weiß, dass ihr alles dessen bedürfet. Die Vögel des Himmels säen nicht und ernten nicht, und euer himmlischer Vater ernährt sie doch” Die Verfolgung war den Jüngern des Heilandes auch nicht erspart: “Haben sie mich verfolgt, so werden sie auch euch verfolgen.” Aber “sie gingen fröhlich von dem Hohen Rate weg, weil sie gewürdigt waren, um des

Namens Jesu willen Schmach zu leiden.” Ich möchte nun noch besonders bitten, meiner im Memento am Altare zu gedenken, damit die Vorsehung Gottes für unseren Orden und mich sorgen möge. Aus dem Kloster in die Welt zu gehen, ist nicht so leicht.

Gebet

Lieber Bruder Jordan, die Entwicklung nach dem ersten Weltkrieg erfüllte deine Mitbrüder und dich mit Ungewissheit und Sorge. Der Glaube an die Vorsehung Gottes gab dir Zuversicht. Du vertrautest dem Wort der Bergpredigt, dass Gott um uns weiß. Wenn er schon für Blumen und Vögel sorgt, wird er umso mehr für uns Menschen sorgen. Die schwierige Lage damals hat dein Vertrauen auf Gott nicht erschüttert.

Gelassen konntest du in die Zukunft sehen. Ich spüre, wie schwach mein Vertrauen ist. Oft frage ich mich, warum hilft Gott mir nicht? Es fällt mir schwer zu glauben, dass er unser Leben fügt und uns seine Güte in den Ereignissen unseres Lebens zuwendet. Ich bitte um deine Fürbitte, damit mein Glaube wächst und mein Vertrauen stärker wird. Ich möchte wie du glauben können, dass Gott sich wie ein liebender Vater und sorgender Freund um uns kümmert.  Amen.

Rosenkranzgebet

Der für uns gegeißelt worden ist.
Der uns Gott als sorgenden Freund vorgestellt hat.

3. Tag

Glaube so groß wie ein Senfkorn

Schriftlesung

Jesus sagte zu den Jüngern: Ihr müsst festen Glauben an Gott haben. Amen, ich sage euch: Wenn jemand zu diesem Berg sagt: Heb dich empor und stürz dich ins Meer! und wenn er in seinem Herzen nicht zweifelt, sondern glaubt, dass geschieht, was er sagt, dann wird es geschehen. Darum sage ich euch: Betet und bittet, um was ihr wollt; glaubt nur, dass ihr es schon erhalten habt, dann wird es euch zuteil (Markus 11,22-24)·

Besinnung

Das Wort des Herrn zeigt den Zusammenhang von Glaube und Gebet auf. Wer wirklich glaubt, ohne in seinem Herzen zu zweifeln, dem ist auch das unmöglich Scheinende möglich. Es gilt, den Glauben so stark zu machen, dass ich glaube, schon erhalten zu haben, worum ich bitte. Der Evangelist Lukas hat das Wort in einer etwas anderen Form überliefert: “Wenn euer Glaube auch nur so groß wäre wie ein Senfkorn, könntet ihr zu dem Maulbeerbaum da sagen: Verpflanze dich und wachse

weiter im Meer! – er würde euch gehorchen” (Lukas 17.5). Ein “kleiner” Glaube – wie ein Senfkorn genügt schon, Gott zum Handeln zu bewegen.

Einen solchen Glauben kann der Mensch. nicht von sich aus aufbringen. Bei dem Evangelisten Lukas sprechen darum die Jünger die Bitte aus: Stärke unseren.

Glauben! Ich kann um einen solchen Glauben nur bitten. Glauben und Beten stehen in Spannung zueinander, sie bedingen sich gegenseitig. Glauben drängt zum Beten, Beten stützt das Glauben. Gebet ist ja “sprechender Glaube!“ (0. H. Pesch).         .

Gebet

Vater im Himmel, im überdenken des Wortes vom “bergeversetzenden Glauben” werde ich mutlos. Einen solchen Glauben bringe ich nicht auf. In mir sind Zweifel und Fragen. Zu viele Erfahrungen machen mir das Glauben schwer. Wir Menschen heute erleben dein Wirken in der Welt nicht mehr unmittelbar.

Manche sagen, du seiest ein “abwesender” Gott. Andere meinen, es sei vermessen, mit kleinen und kleinlichen Wünschen vor Gott hintreten zu wollen. Andere leugnen dein Dasein. Das schwächt auch mein Vertrauen. Und doch weiß ich in meiner augenblicklichen Sorge keinen anderen Weg als das Gebet. Ich soll glauben und beten, sagt die Botschaft des Evangeliums.

Ich möchte glauben können und ein Licht auf meinem Weg sehen. Ich möchte mich an dich klammern und spüren, dass du mich hältst. Glaube und Zuversicht sollen mich erfüllen, um Halt für andere sein zu können. Gib mir die Klarheit des Verstandes, deinen Willen zu begreifen, und ein bereites Herz, ihn anzunehmen. Und schenke mir die Kraft, das nicht aufzuhellende Dunkel zu ertragen. Lass mich ein wenig davon erleben, dass du der Gott der Güte bist, Geber aller guten Gaben, sorgender Vater. Vater, stärke meinen Glauben!

Aus dem Leben Bruder Jordans

Nach dem ersten Weltkrieg (1914-1918) machten sich viele Menschen Sorgen um die Zukunft. In einem Brief zum Weihnachtsfest vom 23. Dezember 1918 schreibt Bruder Jordan an seine Schwester:

Was wird wohl werden mit der Zukunft? Das weiß ich nicht, und auch Du weißt es nicht. Ob nicht große Opfer von uns gefordert werden … ? Wir müssen überhaupt viel Vertrauen haben zu unserem lieben Vater im Himmel. Der liebe Heiland sagt uns ja so schön: “Seid nicht besorgt für Euren Leib, was werden wir essen, was werden wir trinken? Euer himmlischer Vater weiß, dass ihr dessen bedürfet. Sehet die Vögel des Himmels! Sie säen nicht, sie ernten nicht. Seid ihr nicht viel mehr als sie?” Ja, liebe Schwester, müssen wir nicht die Vorsehung Gottes schon jetzt während des langen Krieges preisen? Sie wird auch weiter für uns sorgen, wenn wir uns nur befleißigen, gute und dankbare Kinder Gottes zu sein.

Ich habe keine Bange, mag da kommen, was da will. Wenn Gott mit uns ist, wer kann da wider uns sein?

Gebet

Lieber Bruder Jordan, in den Wirren unmittelbar nach Ende des ersten Weltkriegs haben viele Menschen sorgenvoll in die Zukunft geschaut. Auch an dir ist es nicht spurlos vorüber gegangen. Dich erfüllte die gleiche Sorge angesichts der Ungewissheit. Das Gebet und die Besinnung auf die Botschaft der Heiligen Schrift sind dein großer Halt gewesen. Das Wort des Herrn sagte dir, dass der Jünger Jesu mit Leiden und Verfolgung rechnen muss. Er hat dem Herrn nichts voraus; denn er ist nicht über seinem Meister. Anders gibt es für ihn keinen Weg in die Vollendung. Sie ist Sinn und Ziel des menschlichen Lebens. Die Gewissheit, in Gott ewiges Heil zu finden, die Gewissheit, jeden Tag in der väterlichen Sorge Gottes geborgen zu sein, gaben dir Zuversicht und Gelassenheit. Weil du ganz davon überzeugt warst, konntest du andere zum Vertrauen auf Gott auffordern und ihnen sagen, Gott werde für sie sorgen.

Deine Erfahrung macht mir Mut. Wie dich will Gott auch mich mit Glauben und Hoffnung erfüllen. Du bist mir durch das Gebet verbunden; in deiner Fürbitte teilst du meine Sorgen. So hoffe ich auf die Hilfe des Herrn. “Ich habe keine Furcht, mag da kommen, was da will. Wenn Gott mit uns ist wer und was kann da wider uns sein?” Amen.

Rosenkranzgebet

Der für uns das schwere Kreuz getragen hat.
Der uns durch seinen Geist im Glauben stärken will.

4. Tag

Beten ohne Unterlass

Schriftlesung

Jesus sagte den Jüngern durch ein Gleichnis dass sie allzeit beten und darin nicht nachlassen sollten: In einer Stadt lebte ein Richter, der Gott nicht fürchtete und auf keinen Menschen Rücksicht nahm. In der

gleichen Stadt lebte eine Witwe, die immer wieder zu ihm kam und sagte: Schaffe mir Recht gegen meinen Feind. Lange Zeit wollte er nichts davon wissen. Dann aber dachte er: Obwohl ich Gott nicht fürchte und auf keinen Menschen Rücksicht nehme, will ich dieser Witwe doch zu ihrem Recht verhelfen, denn sie lässt mich nicht in Ruhe. Schließlich kommt sie noch und schlägt mich ins Gesicht.

Und der Herr fügte hinzu: Bedenkt, was der ungerechte Richter sagt. Sollte Gott seinen Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm schreien, etwa nicht zu ihrem Recht verhelfen, sondern zögern?

Ich sage euch: Unverzüglich wird er ihnen Recht verschaffen (Lukas 18,1-8a).

Besinnung

Dieses Gleichnis hat große Ähnlichkeit mit dem Gleichnis vom Freund (siehe zweiter Tag der Novene). Hier steht ein skrupelloser Richter im Mittelpunkt, der einer Witwe in ihrem Prozess hilft. Sie kann ihm kein Bestechungsgeld geben. Ihre einzige Waffe ist Ausdauer. Ihr beugt sich schließlich der Richter, er will seine Ruhe haben.

Der Sinn des Gleichnisses ist: Wenn schon ein skrupelloser Richter auf die Bitten einer armen und wehrlosen Witwe eingeht, um wieviel mehr wird dann Gott die Bitten der “Auserwählten” erhören.

Gott wird sie nicht einmal lange warten lassen. Der Evangelist hat diesem Gleichnis einen weiteren Sinn unterlegt (Vers I). Er sieht in ihm auch eine Aufforderung, beim Beten nicht müde zu werden, sondern Ausdauer zu haben.

Gebet

Gott, unser Vater, du denkst in anderen Zeitmaßen als wir Menschen. Tausend Jahre sind vor dir wie ein Tag. Wir Menschen erleben den Zeitfluss von der Zukunft in die Vergangenheit. Du bist ewig. Was wir Menschen Geschichte nennen, ist dir im Augenblick gegenwärtig. So siehst du auch mein Leben und Geschick. Während ich nur einen kleinen Ausschnitt überblicken kann, siehst du es umfassend.

Du weißt um meine Sorge. Ich warte auf eine Wende und verliere leicht die Geduld. Das Evangelium sagt mir, du würdest nicht lange mit deiner Hilfe zögern. Du kommst meiner Ungeduld entgegen. Wenn schon ein bestechlicher Richter auf die Bitten einer Frau eingeht, wirst du umso mehr auf meine Bitte hören.

Stärke mich in diesem Glauben, damit ich nicht in meinem Beten ermüde, sondern durchhalte, bis ich eines Tages deine Führung in meinem Leben erkennen kann. Amen.

Aus dem Leben Bruder Jordans

Während des Noviziates (1900) in Harreveld wurde Bruder Jordan mit einem Mitbruder. Bruder Rembert, bekannt. Dieser vertraute ihm seinen ursprünglichen Wunsch, Priester zu werden, an. Wegen seines Alters hatte ihm der Provinzialobere davon abgeraten. Als Bruder Jordan davon erfuhr, meinte er: “Schwierig ist es schon, aber wenn wir Vertrauen haben, wird es gehen: Jeden Donnerstag beteten sie zusammen: “Wir müssen den lieben Gott einfach bestürmen! Wenn der Herr es will, wirst du Priester werden.”

Bruder Rembert trat etwa vier Jahre später aus dem Franziskanerorden aus, um Theologie zu studieren. 1910 wurde er zum Priester geweiht. Einen Tag vor seiner Primiz traf ihn Bruder Jordan in Dortmund. Im Gespräch über die verflossenen Jahre meinte Bruder Jordan ergriffen: “Wie gütig ist doch der liebe Gott. Wenn doch die Menschen nur verstünden, Vertrauen zu haben.”

Gebet

Lieber Bruder Jordan, du hast aus der Gewissheit gelebt, dass wir keinen Augenblick und in keiner Situation von Gott vergessen sind. Das war für dich eine große Kraft und gab dir die innere Sicherheit und Bestimmtheit, die andere aufhorchen ließ. An deiner Glaubensgewissheit konnten sie Halt finden und im Vertrauen auf Gott fest bleiben, auch da, wo nach menschlichem Ermessen keine Aussicht auf Erfolg und keine Hoffnung mehr zu bestehen schien.

So hat es ein Mitbruder an dir erlebt. Er glaubte, auf seinen Wunsch, Priester zu werden, verzichten zu müssen. Du hast ihn zum Beten aufgefordert und mit ihm “den Himmel bestürmt”. Nach vielen Schwierigkeiten und langem Warten hat sich sein Wunsch erfüllt. Das macht auch mir in meiner Sorge Mut. Du hast damals die Sorgen der Menschen durch dein Beten mitgetragen, so wirst du es auch heute tun in der Vollendung bei Gott.

In diesem Vertrauen auf dein Gebet und die Güte Gottes will ich hoffen und warten. Deine Erfahrung soll mich davor bewahren, nur auf mein Leid zu schauen und wie gelähmt die Hände in den Schoß zu legen. Ich will nicht resignieren, sondern mich da einsetzen, wo man mich braucht. Du denkst an mich; Gott sorgt für mich. Das soll mir genügen. Amen.

Rosenkranzgebet

Der für uns Blut geschwitzt hat.
Der zu uns vom Gott der Güte gesprochen hat.

5. Tag

Beten und verzeihen

Schriftlesung

Jesus sagt zu seinen Jüngern: Alles, was zwei von euch auf Erden gemeinsam erbitten, werden sie von meinem Vater im Himmel erhalten. Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. 

Da trat Petrus zu ihm und fragte: Herr, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben, wenn er sich gegen mich versündigt? Siebenmal? Jesus sagte zu ihm: Nicht siebenmal, sondern siebenundsiebzigmal (Matthäus 18, 19-22).

Besinnung

Nach dem Wort über das Gebet fügt der Evangelist das Wort vom Verzeihen an. Wer zu Gott betet, weiß, dass er alles von Gott zu erwarten hat. Er wird auf seine Begrenztheit und auch auf seine Sündhaftigkeit aufmerksam.

Der Mensch hat die Verzeihung Gottes nötig. Gott gewährt sie nur, wenn auch der Mensch seinerseits zum Verzeihen bereit ist. Wer betet oder

Gottesdienst feiert (siehe Matthäus 5,23 ff), muss zuvor seinem Bruder verziehen haben. Auch das Vaterunser erinnert uns daran. Bei dem Evangelisten Matthäus folgt nach den oben genannten Versen das Gleichnis vom unbarmherzigen Schuldner und nach dem Vaterunser fährt dieser Evangelist fort: “Wenn ihr nämlich den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, wird auch euch euer himmlischer Vater vergeben.

„Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird auch euer Vater eure Verfehlungen nicht vergeben” (6. 14f).

Gebet

Gott, Vater im Himmel, ich komme mit einer bestimmten Sorge und möchte, dass sie mir genommen wird … Ich vertraue mich dir in dieser Novene an.

Je mehr ich zu beten versuche, umso mehr begreife ich, dass Beten nicht nur in Worten bestehen will. Es fordert mich radikaler, als ich zunächst gemeint habe. Ich soll meinen Glauben an dich festigen und vertiefen. Du willst mich umwandeln, damit ich dich immer mehr als Herrn meines Lebens anerkenne. Mein Leben hat nur Sinn, wenn ich mich auf deine Frohbotschaft einlasse. Dein Sohn, das ewige Wort, hat sie uns geschenkt. Sie ist Zusage, Verheißung und Forderung.

Unter den Forderungen ist wohl die schwerste das Verzeihen. Du machst es zur Bedingung, wenn wir dein Verzeihen erfahren wollen. Nur dann bin ich genügend offen für dich, wenn ich denen verzeihe, die mir Unrecht getan haben. Ich denke darüber nach, wo ich mich dieser Forderung stellen muss … Gib mir die Kraft, dass ich dazu ohne Vorbehalt fähig werde. Amen.

Aus dem Leben Bruder Jordans

Bruder Jordan hat selbst von sich gesagt, es liege in seiner Familie, “empfindsam und empfindlich” zu sein. Mitbrüdern bot er gelegentlich Anlass, ihn herauszufordern oder zu versuchen, einen Spaß mit ihm zu haben. Manchmal ging sein Temperament mit ihm durch. Er reagierte dann ärgerlich und erregt. Er ist gegen diese Schwäche ganz bewusst angegangen und hat niemandem etwas nachgetragen.

Einem Mitbruder, der sich bei ihm über eine ihm widerfahrene Lieblosigkeit beklagte, entgegnete er – dahintersteckt nicht nur ein wohlmeinender Rat an andere, sondern seine persönliche Haltung: Das ist es ja! Du musst es ruhig hinnehmen und dem lieben Gott aufopfern.

Gebet

Lieber Bruder Jordan, in deinem Leben hast du erfahren, dass Gott uns Menschen führen will. Gott hat dich in seine Schule genommen. Nach deinen eigenen Worten hast du immer deutlicher geahnt, was es heißt, Gott zu lieben. Du spürtest, dass der Mensch nur eine unzureichende Antwort auf die Liebe Gottes geben kann.

Darum hast du einmal in einem Brief gebeten: “Betet für mich, dass ich in der Liebe Gottes wachse. Ich habe ein Verlangen, Gott mehr zu lieben, als ich es tue.” Die Liebe zu Gott schließt den Menschen ein.

Es kann keine Gottesliebe ohne Liebe zum Nächsten geben. Eine Form der Liebe ist das Verzeihen.

Du hast oft bekannt, es sei dir nicht leichtgefallen, so zu handeln. Wie du will ich mich dieser Forderung stellen und darin dem Willen Gottes entsprechen. Ich bitte um den Heiligen Geist, weil ich selbst zu schwach bin. Du schenkst mir deine Fürbitte. In ihr weiß ich auch meine Sorge aufgehoben. Dein Leben, deine fürbittende Anteilnahme und vor allem das Wissen um die Erlösungstat Christi machen mir Mut, dass meine menschliche Schwachheit in der Kraft Christi zur Vollendung kommt. Amen.

Rosenkranzgebet

Der für uns gekreuzigt worden ist.
Der seinen Feinden am Kreuz verziehen hat.

6. Tag

Demütig bitten

Schriftlesung

Einigen, die davon überzeugt waren, gerecht zu sein, und alle anderen verachteten, erzählte Jesus dieses Beispiel: Zwei Männer gingen zum Tempel hinauf, um zu beten; der eine war ein Pharisäer, der andere ein Zöllner.

Der Pharisäer stellte sich hin und sprach leise dieses Gebet: Gott, ich danke dir, dass ich nicht wie die anderen Menschen bin, die Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner dort. Ich faste zweimal in der Woche und gebe dem Tempel den zehnten Teil meines ganzen Einkommens.

Der Zöllner aber blieb hinten stehen und wagte nicht einmal, seine Augen zum Himmel zu erheben, sondern schlug sich an die Brust und betete: Gott, sei mir Sünder gnädig! Ich sage euch: Dieser, nicht der andere, kehrte als Gerechter nach Hause zurück (Lukas 18,9-14a).

Besinnung

Der Pharisäer ist nicht von vornherein als Heuchler abzustempeln. Er dankt Gott für das, was er tun konnte. Er hat mehr als seine Pflicht getan. Der Zöllner – ein wirklicher Betrüger – schlägt sich verzweifelt an die Brust. Er kommt mit leeren Händen als Sünder. Im Vergleich mit ihm steht der Pharisäer besser da.

Sein Fehler ist der Stolz. Er erhebt sich über den Zöllner und vergisst, dass alle Menschen auf die Vergebung Gottes angewiesen sind. Kein Tun des Menschen kann das Heil Gottes erzwingen. Es bleibt Geschenk seiner Barmherzigkeit.

Jeder allerdings, der zur Umkehr bereit ist, darf auf sie hotten. Unser Beispiel, das Jesus erzählt sagt noch mehr: Gott nimmt nicht nur den Sünder an – den Zöllner -, sondern er verwirft den Pharisäer.

Die Gefahr der Selbstgerechtigkeit ist groß. Nur kritisch gegen mich selbst, im Wissen um die eigene Schuld und Unzulänglichkeit und im Bewusstsein, alles von Gott erwarten zu müssen, kann ich versuchen,

Gott im Gebet anzureden.

Gebet

Gott, Vater im Himmel, wir Menschen sind leicht geneigt, uns etwas vorzumachen, auf unsere Vorzüge und Leistungen hinzuweisen und uns ins rechte Licht zu setzen. über unsere Schattenseiten sehen wir schnell hinweg. So verhalten wir uns gegenüber den Mitmenschen und so auch vor dir. Wir ertragen es nicht, uns einzugestehen, dass wir schwache Menschen sind, Menschen, die an deinem Willen vorbeileben. Allzu schnell vergleichen wir uns mit anderen und meinen, wir stünden besser da.

Das sachliche Urteil fällt uns schwer. Das ist unsere Not. So, wie ich bin, möchte ich vor dir sein und zu dir sprechen. Ich weiß, wie ich vor dir ausweiche und nicht entschieden genug für dich lebe. Es gibt in meinem Leben Schuld und Versagen. Ganz besonders denke ich an diese Schuld …

Ich weiß, du verzeihst jedem wie dem Zöllner, wenn er sich nur auf dich einlässt. Ich will mich bemühen, deinem Wort zu vertrauen und für dich zu leben. Auch meine augenblickliche Sorge, die für mich der Anlass zum Beten ist, soll mich stärker an dich binden.

Du hast den Zöllner angenommen, du nimmst auch mich an. Das Gleichnis des Herrn erschreckt mich, macht mir aber auch Mut, denn es gibt keinen, der die Hoffnung auf deine Barmherzigkeit fahren lassen müsste. Mit Zuversicht sehe ich den nächsten Wochen und Monaten entgegen. Ich vertraue auf dich. Amen.

Aus dem Leben Bruder Jordans

Wenn es etwas Charakteristisches in der Lebenshaltung Bruder Jordans gibt, dann ist es seine Demut. In den insgesamt spärlichen Äußerungen von ihm oder über ihn ist erstaunlich oft von ihr die Rede. Er schreibt in einem Briet vom 16.2. 1916:

„Wenn Maria die Tugend der Demut am liebsten hat, wird man auch Maria am meisten verehren, wenn man sie in der Demut nachzuahmen versucht.” In einem späteren Brief vom 23. 1.2. 1918 meint er: “Nur den Demütigen gibt Gott seine Gnade.”

Das will sagen: Der Demütige hat die rechte Offenheit gegenüber Gott und seiner Gabe. Der Stolze weil von sich überzeugt, ist in Gefahr, nur auf die eigene Kraft zu vertrauen und sich gegen Gott zu sperren.

Gebet

Lieber Bruder Jordan, es ist wohl die Ursünde des Menschen, selbstherrlich über sich verfügen zu wollen. Der Mensch baut auf sein Können, seine Leistung und seine Macht. Er duldet keine andere Macht über sich. Der Selbstherrliche verkennt, wieviel er Gott und den anderen Menschen zu verdanken hat.

Du hast um die Versuchung des Menschen zu Stolz und Überheblichkeit gewusst und bist zielstrebig dagegen angegangen. Du hast bewusst Unannehmlichkeiten auf dich genommen unscheinbare Arbeiten vorgezogen, dich zurückgelten und den “letzten Platz” gesucht. Du wolltest arm sein, und es galt dir eine große Ehre, anderen einen Dienst zu erweisen. Das war für dich der Weg, das rechte Verhältnis zu Gott und zu den Menschen zu finden.

Immer wieder hast du dich in das Geheimnis der Menschwerdung versenkt. Maria, die Mutter des Herrn, war dir ein Vorbild. Sie wusste sich als Werkzeug im Plan Gottes und nannte sich eine Magd. Deshalb hast du sie als demütige Magd verehrt und sie in ihrer Haltung nachgeahmt. Wie du will ich auf Gott vertrauen und ihm dienen. Gerade auch in meiner augenblicklichen Sorge will ich fragen? was er von mir will. Ich weiß, dass du mir durch deine Fürbitte nahe bist. Amen.

Rosenkranzgebet

Den du, 0 Jungfrau, vom Heiligen Geist empfangen hast.
Der uns Gott als den Gott der Sünder und Verlorenen gezeigt hat.

7. Tag

Beten, um Gott zu verherrlichen

Schriftlesung

An einem andern Ort war Jesus einmal beim Gebet; und als er es beendet hatte, sagte einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten, wie schon Johannes seine Jünger beten gelehrt hat.

Da sagte er zu ihnen: Wenn ihr betet, so sprecht: Vater, dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme. Gib uns täglich das Brot, das wir brauchen. Und erlass uns unsere Sünden; denn auch wir erlassen

jedem, was er uns schuldig ist. Und führe uns nicht in Versuchung (Lukas 11,1-4).

Besinnung

Es hat schon für die Jünger die Not bestanden, richtig beten zu können. Jesus gibt ihnen Hilfe. An erster Stelle im Vaterunser steht Gott selbst: die Heiligung seines Namens. Gott in seiner Größe steht vor dem. Beter. Er sagt mit seiner Bitte, es sei auch sein Wunsch, dass Gott überall verherrlicht wird. Für die Verherrlichung des Vaters hat Jesus gelebt, indem er die Botschaft vom Gottesreich verkündete. Die Verherrlichung Gottes und das Kommen des Gottesreiches sind das große Anliegen des Vaterunsers. Wer in diesem Geist betet, darf Gott auch seine menschliche Not nennen: die Sorge um das Brot – stellvertretend für jede menschliche Not -, die Bitte um Vergebung der Schuld und die Bewahrung vor der Versuchung zum Glaubensabfall.

Gebet

Vater im Himmel, in Ehrfurcht nenne ich dich so. Du bist der große und unendliche Gott, der alles erschaffen und uns Menschen erlöst hat. Verherrliche deinen Namen durch dein Wirken in der Welt. In deinem Sohn Jesus Christus hast du dich uns offenbart.

Er hat deinen Namen in einer besonderen Weise verherrlicht: Er hat als gehorsamer Sohn deinen Heilswillen erfüllt, er hat das Kommen deiner Herrschaft verkündet und sich für uns in den Tod gegeben. Er hat uns gesagt, wer du für uns bist. Du bist

unser Vater, der immer für uns da ist. Wir dürfen mit allem zu dir kommen. So nenne ich voll Vertrauen noch einmal, was mir Sorge macht …

Du weißt um mich und bist mein Vater. Das soll mir genügen. Ich bin geborgen in dir. Amen.

Vater unser im Himmel …

Aus dem Leben Bruder Jordans

Bruder Jordan hat es als Lebensaufgabe angesehen, Gott zu verherrlichen. Er war beseelt von dem Willen, die gottgeschenkte Heiligkeit in seinem Ordensleben zu entfalten. “Wir haben die heiligste Pflicht, in unserer Person dem Orden einen Heiligen zu schenken” (Brief vom 7. 2. 1913)’ Er war dabei nicht egoistisch nur auf sein eigenes Heil bedacht. Er wusste, dass es notwendig ist, sich auch um die anderen zu kümmern.

“Wenn wir fleißig beten und unsere Berufspflichten erfüllen, so können wir am besten für die Menschheit sorgen”, äußerte er im Brief vom 24.07.1921. Vieler Not, materieller, seelisch-geistiger und religiöser Not hat er sich angenommen.

Gebet

Lieber Bruder Jordan, in deiner Lebensbeschreibung steht die Bemerkung, bereits in den ersten Ordensjahren seiest du von dem radikalen Willen, heilig zu werden, beseelt gewesen. Es ging dir nicht allein um dein persönliches Heil, sondern du wusstest dich der Gemeinschaft der Kirche verbunden.

In ihr, dem Leib Christi, hat jeder eine Bedeutung für das Heil der anderen. In der täglichen Arbeit, durch dein Leiden und durch dein Beten hast du für die Menschen sorgen und für ihr Heil wirken wollen.

Ich sehe darin auch einen Anruf an mich. Meine Sorge soll mich nicht zur Untätigkeit führen, sondern ich will weiter meinen Aufgaben nachgehen. Ich weiß mich Gott und dir verbunden. Er ist bei mir mit seiner Hilfe wie du mit deiner betenden Anteilnahme.

Das gibt mir Ruhe und Sicherheit. Amen.

Rosenkranzgebet

Der in den Himmel aufgefahren ist.
Der uns das rechte Beten gelehrt hat.

8. Tag

Beten und Jesus nachfolgen

Schriftlesung

Als Jesus mit seinen Jüngern und einer große Menge Jericho wieder verließ, saß an der Straße ein fremder Bettler, Bartimäus, der Sohn des Timäus. Wie er hörte, dass es Jesus von Nazaret war, rief er laut: „Sohn Davids, Jesus, hab Erbarmen mit mir! Jesus blieb stehen und sagte: Ruft ihn her! Sie riefen den Blinden und sagten zu ihm: Hab keine Angst, steh auf, er ruft dich! Da warf er seinen Mantel ab, sprang auf und ging zu Jesus. Und Jesus sagte zu ihm: Was soll ich für dich tun? Der Blinde antwortete: Rabbuni ich möchte wieder sehen können. Jesus sagte zu ihm: Geh! Dein Glaube hat dich geheilt. Im gleichen Augenblick konnte er wieder sehen, und er folgte ihm auf seinem Weg (Markus 10,46-52)

Besinnung

Jesus heilt den blinden Sohn des Timäus. Sein hartnäckiger Ruf nach göttlicher Hilfe findet Erhörung. Sein Glaube wird nicht enttäuscht. In der Heilung offenbart sich die messianische Macht und Herrlichkeit Jesu, des “Sohnes Davids”, Der Blinde wird von

Jesus gerufen und folgt ihm nach als sein Jünger. Gott um Hilfe anrufen, bedeutet auch für mich, ganz Gott zu vertrauen, mich an ihn zu binden und ihn über meinen Lebensweg verfügen zu lassen.

Gebet

Gott, Vater im Himmel, dein Sohn Jesus Christus hat den Menschen die gute Nachricht von dir gebracht und ihnen den Beginn der Gottesherrschaft angekündigt. Seine Machtzeichen sollten seine Sendung stützen. Seit seinem Kommen wissen wir, dass du unsere Welt mit deinem Heil erfüllst und zu einem guten Ende führen wirst. Deine Herrschaft ist immer noch verborgen und unscheinbar. Es fällt uns nicht

immer leicht zu glauben, dass du der Herr dieser Welt bist, dass das All in Jesus Christus seinen Gipfelpunkt hat und dein Geist das Angesicht der Erde erneuert. Immer mehr gestaltet der Mensch diese Welt, und es scheint so, als sei der Glaube an dich, den Schöpfer und Herrn, überflüssig. Stärke du selbst in uns den Glauben, dass du der Herr des Himmels und der Erde bist.

 

Ich habe diese Novene in einer bestimmten Sorge begonnen … und bitte um deine Hilfe wie damals der Blinde. Ich weiß, dass es auch heute dein wunderbares Eingreifen gibt. Ich kann es nicht beanspruchen. Ich frage mich auch, ob mein Vertrauen stark genug ist. Ich überlasse mich deiner Fügung. In dem, was

ich erlebe, will ich deine Güte erkennen und tiefer an dich glauben. Wie der geheilte Blinde will ich Christus nachfolgen, mich nach seinem Wort und Beispiel ausrichten und überlegen, wie ich vor anderen Zeugnis von deiner frohmachenden Botschaft geben kann. Gib mir dazu deine Hilfe. Amen.

Aus dem Leben Bruder Jordans

Eines Sonntags nach dem Gottesdienst traf Bruder Jordan einen Familienvater, der eine schwere Krankheit hinter sich hatte. Er hatte die Klostergemeinschaft um ihr Gebet bitten lassen, rechnete aber selbst nicht mehr mit einer Gesundung. Auch der Arzt hatte den Kranken aufgegeben. Bruder Jordan begrüßte ihn, sprach die Hoffnung aus, dass er noch lange seiner Familie erhalten bleibe. Der Kranke bemerkte, wie schwer ihm der Gang zur Kirche geworden sei. Bruder Jordan unterbrach ihn: “Heute morgen mussten Sie kommen. Ich habe für Sie gebetet, bis ich diese Gewissheit hatte.” Der Vater: “Der Mensch folgt. wenn Gott ruft.” Bruder Jordan darauf: “Nein. Sie sollten noch nicht sterben!” Der Mann erholte sich wieder.

Gebet

Lieber Bruder Jordan, du bist Menschen während des Gottesdienstes und bei anderen Gelegenheiten als Beter aufgefallen. Sie haben dich beim Gebet erlebt, kamen zu dir und baten dich um dein Gedenken. Du hast ihre Sorge mitgetragen und dich vor Gott zu ihrem Anwalt gemacht. Durch deine Einübung ins Beten hattest du eine vertraute Nähe zu Gott und seinem Willen erreicht. Gott gab dir seinen Willen zu verstehen. So konntest du einem Familienvater, der mit dem Tode rechnen musste, sagen, er werde noch nicht sterben. Mit einer Bestimmtheit, die ihn betroffen machte.

Wenn ich das überdenke, sehe ich darin eine Aufforderung, auch in meiner Sorge dich um deine Fürbitte anzurufen. Auch jetzt noch in der Vollendung bist du uns, der Kirche auf Erden, verbunden und bleibst uns durch deine Fürbitte zugewandt. Dein Gebet bewahre mich vor der Blindheit, die den Willen Gottes nicht wahrnimmt und vor der Engstirnigkeit, die sich ihm nicht beugen will. Dein Vertrauen sei mir Aufmunterung und Vorbild. Amen.

Rosenkranzgebet

Den du, 0 Jungfrau, im Tempel wiedergefunden hast.
Der sich der Kranken und Verachteten angenommen hat.

9. Tag

Sich der Vorsehung Gottes überlassen

Schriftlesung

Ein Aussätziger kam zu Jesus, fiel vor ihm nieder und bat ihn: Wenn du willst, kannst du mich rein machen. Jesus hatte Mitleid mit ihm, streckte die Hand aus und berührte ihn und sagte: Ich will es: Werde rein!

Sofort wich der Aussatz von ihm, und er war rein. Jesus schickte ihn weg und schärfte ihm ein: Sag niemand ein Wort davon, sondern geh, zeig dich dem Priester und bring das Reinigungsopfer dar, das Mose angeordnet hat; das soll für sie ein Beweis (deiner Heilung) sein. Der Mann aber ging weg und erzählte, was geschehen war, überall weiter, so dass sich Jesus in keiner Stadt mehr zeigen konnte; er hielt sich nur noch außerhalb der Städte an einsamen Orten auf. Dennoch kamen die Leute von überallher zu ihm (Markus 1,40-45).

Besinnung

Jesus hat Mitleid mit dem Leprakranken. Die Lepra war damals nicht nur eine unheilbare Krankheit, die Kranken mussten wegen der Ansteckungsgefahr das Dorf verlassen und durften mit keinem in Berührung kommen. Der Mann durchbricht die Schranken des Gesetzes. Jesus heilt ihn, verpflichtet ihn zum Schweigen, um nicht seine messianische Sendung zu gefährden. Die Priester sollen die Heilung feststellen. An der Heilung soll der Aussätzige erkennen, dass der Messias gekommen ist, um den Menschen das Heil zu bringen.

Gebet

Gott, Vater im Himmel, in deinem Sohn Jesus Christus zeigt sich, wie du zu uns Menschen stehst. Wir sind dir mit unserem Geschick nicht gleichgültig. Du nimmst Anteil an unserem Erfolg, unserer Freude, unserer Angst, unserem Kummer und unserer Not. Es heißt sogar einmal im Evangelium, dass alle, die von Leiden gequält waren, sich auf Jesus stürzten (Mk 3,10).

Er hat sogar die mit Mühsal Beladenen zu sich gerufen. Indem er menschlicher Not abhalf, sollten ihn die Menschen als den von dir gesandten Heilsbringer erkennen. Heilung von Krankheiten sollte ein Zeichen für das religiöse Heil sein. Du willst, dass der Mensch an Leib und Seele heil ist.

Lass mich erkennen, dass du in all deinen Fügungen nicht nur auf das irdisch-menschliche Wohl schaust, sondern dir am ewigen Heil des Menschen liegt. Manchmal lässt du das Leid zu, damit wir daran wachsen. Selbst dein Sohn musste diesen Weg gehen.

Am Kreuz ist er einen Verbrechertod gestorben. So wurde uns das Heil geschenkt. Lass mich im Blick auf deinen Sohn erkennen, welchen Weg du mir zugedacht hast, ob ich jetzt schon die Befreiung in meiner Not erleben soll oder ob ich in der Annahme des Schweren Jesus Christus auf dem Kreuzweg nachfolgen soll. Wie du es auch fügst, ich will dir, meinem Vater, vertrauen. DU: willst das Beste für mich. So

bitte ich um Christi, deines Sohnes, willen, der uns den Weg des Leidens vorausgegangen ist. Amen.

Aus dem Leben Bruder Jordans

In einem Gespräch mit Schwester Festina sagte Bruder Jordan einmal: “Wissen Sie, Schwester, wenn ich mit dem Herrgott nicht eins werden kann, dann wird es manchmal laut. Wenn er mir nicht willfahren will, dann stelle ich die Weichen. Man muss schlau sein!”

“Was sind das für Weichen?” „Dann rufe ich die Muttergottes um Hilfe an, dann den heiligen Josef und andere Heilige. Dann kann der liebe Gott nichts anderes tun, als meine Bitten erfüllen. Dieser Kampf gilt gewöhnlich einem Sünder, den ich vor der Hölle bewahren will. Dann geht es auch manchmal laut zu. Ich stehe nicht eher vom Gebete auf, bis ich mit dem Herrgott eins bin.”

Gebet

Lieber Bruder Jordan, wer obige Worte liest, muss stutzig werden. Deine Sprache ist uns zu direkt und fremd. Darf ein Mensch so vom Gebet sprechen und so sich vor Gott verhalten? Ist Gott jemand, der dem Wunsch eines Menschen nachgibt? Wird er so. nicht zum Handlanger menschlicher Wünsche? Widerspricht es nicht der Größe Gottes? Und kann ein Mensch so genau wissen, was gut oder richtig ist?

Ich muss mich noch einmal daran erinnern, dass du im Lauf deines Lebens immer mehr ein Beter geworden bist. Was uns nur mühsam und für wenige Augenblicke gelingt, war dir von Gott geschenkt: um seine Nähe zu wissen und sie tief zu erleben. Das Wort von der liebenden Gemeinschaft zwischen Gott und Mensch war für dich kein leeres Wort, sondern täglich erfahrene Wirklichkeit. Nach deinen eigenen Worten brauchtest du keinen Tag auf die “tröstende und liebende Geborgenheit” bei Gott zu verzichten. Du wolltest nur Gott lieben. Dein Gebet für die Sünder und das Leiden für sie waren eine Antwort stellvertretender Liebe. Du hast dir darin den Willen Gottes zu eigen gemacht, der alle Menschen zum ewigen Leben führen will.

So lange hast du gebetet, bis du mit Gott eins warst. Diese Art deines Betens sagt mir: Gott steht mir nicht teilnahmslos gegenüber. Er ist nicht taub für mein Beten, nicht stumm, wenn ich zu ihm rufe und mein Tun ist eingebettet in sein Handeln an uns, So hast du Gott erlebt und darum konntest du so vertraut mit ihm umgehen. Von Gott vollendet, erlebst du jetzt die liebende Gemeinschaft, indem du ihn schaust von Angesicht zu Angesicht. So trittst du für mich ein, bis du mit ihm eins bist zum Heil anderer und zu meinem Heil. Amen.

Rosenkranzgebet

Der für uns gekreuzigt worden ist.
Der um unseres Heiles willen Mensch geworden ist.

Dank

Danken

Schriftlesung

Der Apostel Paulus schreibt: Wir wollen euch die Not nicht verschweigen, Brüder, die in Asien über uns kam und uns über alles Maß bedrückte; unsere Kraft war erschöpft, so sehr, dass wir am Leben verzweifelten. Aber gerade darum haben wir unser Todesurteil erkannt, damit wir das Vertrauen nicht auf uns selbst setzen, sondern auf Gott, der die Toten erweckt. Er hat uns aus dieser furchtbaren Todesnot errettet und rettet uns noch; auf ihm ruht unsere Hoffnung, dass er uns auch in Zukunft retten wird. Helft aber auch ihr und betet für uns, damit viele Menschen für die Gnade, die uns geschenkt wurde, in unserem Namen Dank sagen (2 Korinther 1,8-11).

Besinnung

Rückblickend erkennt der Apostel Paulus, dass Gott ihm auch in seiner Gefährdung zur Seite war und ihn gerettet hat. Er hatte mit dem Leben abgeschlossen. Seine Befreiung aus der Todesgefahr erkennt er als eine Gnade, für die er danken muss.

Die Christen durften sich als von Gott Beschenkte wissen, gehalten von seiner Liebe. Die dem Menschen zukommende Haltung ist der Dank. Am Ende einer Novene ist es gut, zu fragen, was ich Gott zu verdanken habe, wo ich mich von ihm geführt und beschenkt weiß. Bin ich in den Tagen des Gebetes Gott nähergekommen? Sehe ich vielleicht klarer, habe ich mehr Mut und Hoffnung, Kraft zum Aushalten? Erkenne ich vielleicht eine Fügung Gottes? Das Danken für Sorge und Leid mag eine Überforderung sein, aber erkenne ich, dass Gott gerade hier mir nahe sein und mich führen will?

Gebet

Gott, unser Vater im Himmel, am Schluss meiner Novene komme ich zu dir, um dir zu danken. Du bist der unendliche Gott und hast dich doch zum Menschen erniedrigt, du bist der ferne und mir doch so nah. Du führst deinen Heilsplan durch und nimmst Rücksicht auf jeden Menschen. Du bist der Erhabene und doch der ganz Gütige. Immer bist du für uns Menschen da und versagst uns deine Hilfe nicht.

In diesem Vertrauen habe ich mein Beten begonnen und dir meine Sorgen genannt. Ich verstehe nun besser: sie sind eine Gelegenheit, sich im Glauben an dich zu bewähren. Ich möchte nicht mehr darum bitten, dass du mir jeden Wunsch erfüllst, sondern mir gibst, was für mich gut ist. Ich möchte deinen Willen erkennen und mich nach ihm ausrichten.

In der Rückschau auf die vergangenen Tage meine ich, mich so verhalten zu müssen… Zeige mir, ob es der richtige Weg ist, und schenke mir die Freude darüber, ihn gehen zu dürfen. Von dir erfahrene Liebe sollen wir Menschen weiterschenken. Ich habe mir vorgenommen, dieses Gute für einen Menschen zu tun …

Die Fürbitte Bruder Jordans sollte mir Hilfe sein. So bitte ich dich, wenn es deinem Willen entspricht, schenke der Kirche in ihm einen neuen Heiligen, der die Menschen auf dich hinlenkt und sie zum Glauben an dich führt.

Aus dem Leben Bruder Jordans

Das Thema, Gott Dank zu schulden, durchzieht immer wieder die Briefe Bruder Jordans. Am 7. 2. 1913 schreibt er zum Beispiel: “Aus dieser großen und unverdienten Gnade des Berufes zum heiligen Ordensstand entsteht nun aber auch wieder die heiligste Pflicht für uns, dem lieben Gott täglich Dank zu sagen, dass er uns auserwählt hat.” Am 25. 3. 1919: “Mit dankbarem Herzen müssen wir aufschauen zu unserem lieben Vater im Himmel, der uns die Gnade gegeben hat, bis jetzt auszuharren.”

Seinen Schwestern gegenüber erklärt er, man müsse “dem lieben Gott für jeden Tag und jeden Augenblick, den er uns schenkt, recht dankbar sein”. Bruder Jordan war überzeugt, in jedem Ereignis und jeder Begebenheit seines Lebens der Güte Gottes zu begegnen.

Gebet

Lieber Bruder Jordan, am Ende dieser Novene möchte ich auch dir danken. Im Vertrauen auf deine Fürbitte habe ich diese Novene begonnen und von deinem Vorbild wollte ich mich führen lassen. In einem deiner letzten Briefe hast du bemerkt, du hättest kaum begonnen, dich um Vollkommenheit zu bemühen. Ich muss gestehen, dass mir noch viel fehlt, Gott wirklich zu vertrauen und ihn aus ganzem Herzen zu lieben. Ich spüre deutlicher, dass Gott mich durch diese Sorge

an sich binden will. Ich soll lebendiger glauben und mehr lieben. Ich möchte dein Wort nachsprechen können: “Wir müssen viel Vertrauen zu unserem Vater im Himmel haben” und: “Ich habe ein Verlangen, Gott mehr zu lieben als ich es tue.” Ich weiß, dass ich alles vermag in dem, der uns durch seinen Geist stark macht. Das ist meine Hoffnung. Schenke du mir deine Fürbitte. Amen.

Rosenkranzgebet

Der von den Toten auferstanden ist.
Der für uns der Weg, die Wahrheit und das Leben ist.

JordiCuber (photography), CC BY-SA 4.0,
via Wikimedia Commons

Wer war Bruder Jordan?

Bruder Jordan, Heinrich Mai, wurde am 1. September 1866 in Buer/Westfalen geboren. Sein Vater war Sattler und Gerber. Nach seiner Schulentlassung erlernte Heinrich das Handwerk des Vaters.

Der junge Heinrich wuchs in einer religiösen Atmosphäre auf. Bestimmend für den jungen Mann wurden die Ideen Adolf Kolpings, dessen Gemeinschaft er sich im Alter von 17 Jahren anschloss. Seine Familie war auf seine Arbeitskraft angewiesen, so dass er erst mit 28 Jahren (Januar 1895) seinen Plan, in einen Orden einzutreten, verwirklichen konnte. Er fand Aufnahme in dem niederländischen Kloster Harreveld bei Bocholt. Hier befand sich damals das Ausbildungskloster der nordwestdeutschen (sächsischen) Franziskanerprovinz. Er wurde zum Koch ausgebildet und war in verschiedenen Klöstern tätig, zuletzt von 1907 bis zu seinem Tod 1922 in Dortmund.

In diesen Jahren wurde er vielen Menschen als hilfsbereiter Bruder, aufmerksamer Gesprächspartner und innerlicher Beter bekannt. Für einen Einbruch in die Klosterkirche und einen Tabernakelraub bot er Gott sein Leben als Sühne an. Im Wissen darum, dass Gott seine Bereitschaft annehmen werde, sagte er Tag und Stunde seines Todes voraus. Am 20. Februar 1922 war sein Leben vollendet.

Zur Überraschung seiner Mitbrüder setzte bald nach seinem Tod die Verehrung ein. Die rasch wachsende Verehrung führte zu dem Entschluss, den Bischöflichen Informativprozess zur Seligsprechung durchzuführen (1934-37). 1965-1967 fand der Apostolische Prozess statt. Seitdem gehen die Bemühungen um die Seligsprechung mit guten Aussichten auf Erfolg weiter.

Die Verehrung Bruder Jordans ist nicht auf Deutschland beschränkt geblieben. Äußere Zeichen dafür sind: in neun Sprachen erschienen Gebetszettel. Biografien gibt es in vier Sprachen, und die Zeitschrift “Bruder Jordans Weg” wird in 41 Länder verschickt. 6000 Briefe jährlich sprechen davon, dass seine Persönlichkeit Hilfe ist, in Sorge und Not den Glauben an Gott zu bewahren.

Im Geist Bruder Jordans wissen sich seine Freunde und Verehrer den Armen verpflichtet. Kinder-, Arbeiter- und Altenheime, Krankenstationen, Schulen und Internate tragen den Namen Bruder Jordans in Asien, Afrika und Lateinamerika. Große sichtbare Leistungen und Erfolge fehlen im Leben Bruder Jordans. Er ist den “kleinen Weg” gegangen. Aushilfen und Vertretungen, Trost und Hilfe durch Gespräche, geduldiges Ertragen seiner Leiden,

Humor und Freundlichkeit kennzeichnen ihn; vor allem aber sein leidenschaftlicher Wille, “Gott mehr zu lieben, als ich es tue”. Er hat es verwirklicht in Nachahmung des leidenden Herrn, in betendem Einstehen für Kranke, Verzweifelnde und im Glauben Gefährdete. Sehr lag ihm an den Bergarbeitern im Ruhrgebiet. Zu seinen Lebzeiten war Bruder Jordan ein Anwalt menschlicher Not. Dass er es auch noch heute ist, davon sind die vielen, die zu ihm beten, überzeugt.

Komm Heiliger Geist, komm!

Wenn nun schon ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gebt, was gut ist, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten. (Lk 11,13)
Eine weiße Tauba symbolisiert den Heilige Geist, welcher auf uns herab kommt!
Heute finden wir uns zum letzten Mal bei dieser Novene im harrenden Jüngerkreis ein und vereinigen unser sehnsuchtsvolles Bitten mit dem Flehruf der Apostel. Immer inniger wird unser Ruf: Komm, Heiliger Geist, komm! Gott selbst will, dass wir ein heißes Verlangen nach ihm, nach geistigen Gütern haben. Selig preist der Heiland alle, die Hunger und Durst nach Gerechtigkeit haben, und verheißt aber auch die Sättigung. Wir fassen heute nochmals die Vorsätze und Entschlüsse zusammen, welche die Betrachtung der Gnadengaben des Heiligen Geistes in uns geweckt hat, damit wir alles entfernen, was der gnadenreichen Einkehr des Heiligen Geistes im Wege stehen könnte. Mit dem Psalmisten sprechen wir: «Ein reines Herz erschaff in mir, o Gott, und den rechten Geist erneuere in meinem Inneren!»

So kann es nicht ausbleiben, dass etwas von der erleuchtenden, umwandelnden, belebenden Wirksamkeit des Heiligen Geistes auch unserer Seele zukommt. Wenn wir die Novene in einem bestimmten Anliegen gehalten haben, dann überlassen wir es doch Gott, wie er uns erhören will; denn wir wollen nicht die Erfüllung unserer Wünsche, sondern seine Ehre. Wir vertrauen fest, dass Gott uns die Gnade gibt, die uns am meisten befähigt, seinen Absichten zu entsprechen, ob wir diese nun sehen oder nicht sehen dürfen. Das Wort des Völkerapostels an die Römer mahne und tröste uns: « Hoffen wir aber auf das, was wir nicht sehen, dann harren wir aus in Geduld. So nimmt sich auch der Geist unserer Schwachheit an. Denn wir wissen nicht, worum wir in rechter Weise beten sollen; der Geist selber tritt jedoch für uns ein mit Seufzen, das wir nicht in Worte fassen können. » (Röm 8,25-26)

Gebet

Allmächtiger, ewiger Gott, in Deiner überströmenden Güte schenkst du den Flehenden mehr, als sie verdienen, ja mehr, als sie bitten; gieße aus über uns Dein Erbarmen; vergib, was unser Gewissen bedrückt, und gewähre, um was wir zu bitten nicht wagen. Durch Christus, unsern Herrn. Amen..

Leitgedanke

Ich will heute mehrmals mit aller Kraft und Liebe um die Gaben und Früchte des Heiligen Geistes bitten.

Stoßgebet

Komm, Heiliger Geist, komm!
Königin der Apostel, bitte für uns!