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Kommentar zum Sonntagsevangelium


Holt schnell das beste Gewand und zieht es ihm an

Hl. Petrus Chrysologus (um 406 – 450)
Bischof von Ravenna, Kirchenlehrer
Predigt 5 über den verlorenen Sohn; PL 52,197

Der Sohn kehrt zum Vater zurück und ruft: „Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein; mach mich zu einem deiner Taglöhner“... Der Vater aber eilt herbei, von weitem läuft er auf ihn zu. „Christus ist für uns gestorben, als wir noch Sünder waren“(Röm 5,8). In der Person des Sohnes läuft der Vater herbei; denn durch ihn ist er vom Himmel herabgestiegen und auf die Erde gekommen. „Der Vater, der mich gesandt hat, ist bei mir“, sagt er im Evangelium (vgl.Joh 16,32). Er fällt ihm um den Hals: er fiel auch uns um den Hals, als seine ganze Gottheit in Christus vom Himmel herabkam und unser Fleisch annahm. Und er küsste ihn. Wann? Als „Huld und Treue einander begegneten und Gerechtigkeit und Friede sich küssten“(Ps 85,11).

Er ließ ihm ein festliches Gewand anziehen: jenes, das Adam verloren hat, die ewige Zierde der Unsterblichkeit. Er ließ ihm einen Ring an die Hand stecken: den Ring der Ehre, sein Abzeichen der Freiheit, das besondere Unterpfand des Geistes, das Merkmal des Glaubens, das Angeld für die himmlische Hochzeit. Hör, was der Apostel Paulus dazu sagt: „Ich habe euch einem einzigen Mann verlobt, um euch als reine Jungfrau zu Christus zu führen“ (2 Kor 11,2). Und er ließ ihm Schuhe anziehen: damit unsere Füße beschuht sind, wenn wir die gute Nachricht des Evangeliums verkünden; damit gesegnet sind „die Schritte derer, die den Frieden ankündigen“(Jes 52,7; Röm 10,52).

Und er ließ das Mastkalb für ihn schlachten...Das Kalb wird auf Anordnung des Vaters geschlachtet, weil Christus, Gott, Sohn Gottes ohne Einwilligung des Vaters nicht getötet werden konnte. Hör nochmal, was der Apostel Paulus dazu sagt: „Er hat seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern hat ihn für uns alle hingegeben“ (Röm 8,32).