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Kommentar zum Sonntagsevangelium


Wach auf, du Schläfer, und steh auf von den Toten (Eph 5,14)

Hl. Ambrosius (um 340 - 397)
Bischof von Mailand und Kirchenlehrer
Kommentar zum Evangelium nach Lukas, VII, 224 s; SC 52

„Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt!“ Das ist das erste Geständnis, das wir vor dem Schöpfer, dem Herrn der Barmherzigkeit, dem Richter über unsere Schuld, ablegen. Obwohl er alles weiß, erwartet Gott unser Geständnis; denn „wer mit dem Mund bekennt, wird Gerechtigkeit und Heil erlangen“ (Röm 10,10)… So sprach der jüngere Sohn zu sich. Reden reicht aber nicht, wenn du nicht hingehst zum Vater. Wo soll ich ihn suchen, wo ihn finden? „Er stand auf.“ Steh zunächst auf, denn bisher warst du gesessen und eingeschlafen. Der Apostel Paulus sagt: „Wach auf, du Schläfer, und steh auf von den Toten“ (Eph 5,14)… Steh also auf und lauf zur Kirche, denn dort sind Vater, Sohn und Heiliger Geist. Er, der hört, was du am Grund deiner Seele sagst, kommt dir entgegen. Er sieht dich schon von weitem kommen und läuft dir entgegen. Er schaut in dein Herz; er eilt herbei, damit dich ja niemand aufhält; auch umarmt er dich… Er fällt dir um den Hals, um dich aufzurichten, dich, der unter der Last der Sünden den Blick gesenkt hält.

Er richtet dich wieder auf den Himmel aus, damit du nach deinem Schöpfer ausschauen kannst. Christus wirft sich dir an den Hals, wenn er sagt: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt, ich werde euch Ruhe verschaffen; nehmt mein Joch auf euch“ (Mt 11,28). Solcher Art ist seine Umarmung, wenn du dich bekehrst.

Und er lässt Kleid, Ring und Schuhe bringen. Das Kleid ist das Gewand der Weisheit…, das geistige Gewand und das Hochzeitskleid. Der Ring – ist er denn etwas anderes als das Siegel eines aufrichtigen Glaubens und der Abdruck der Wahrheit? Und die Schuhe? Sie stehen für die Verkündigung der frohen Botschaft.