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Kommentar zum Sonntagsevangelium


Der neue Wein der wahren Freude

Hl. Maximus von Turin (?-um 420)
Bischof
CC Predigt 65; PL 17, 624-626

Der Herr ging zu einer Hochzeit, zu der er eingeladen war. So steht es geschrieben. Der Sohn Gottes ging also zur Hochzeit, um durch seine Gegenwart die Ehe zu heiligen, die er bereits eingesetzt hatte. Er ging zu einer Hochzeit des Alten Bundes, um sich im heidnischen Volk eine Gemahlin zu erwählen, die allzeit Jungfrau bleiben würde. Er, der nicht aus einer menschlichen Ehe hervorging, ging zur Hochzeit. Er ging nicht hin, um an einem fröhlichen Bankett teilzunehmen, sondern um sich durch ein wahrhaft staunenswertes Wunder zu offenbaren. Er ging nicht hin, um Wein zu trinken, sondern um Wein zur Verfügung zu stellen. Denn als die Hochzeitsgesellschaft keinen Wein mehr hatte, sagte die selige Maria zu ihm: „Sie haben keinen Wein mehr“. Jesus war offensichtlich verärgert und antwortete ihr: „Was willst du von mir, Frau?“... Mit seiner Antwort: „Meine Stunde ist noch nicht gekommen“ wies er sicherlich auf die glorreiche Stunde seiner Passion hin oder auch auf den zum Heil und Leben Aller ausgegossenen Wein. Maria bat um einen zeitlichen Gefallen, Christus aber richtete eine ewige Freude ein.

Und doch hat der gütige Herr, ohne zu zögern, in der Erwartung großer Dinge auch kleine Wünsche erfüllt. Die selige Maria, die ja wirklich die Mutter des Herrn war, sah in Gedanken voraus, was geschehen würde, und kannte den Willen des Herrn im Voraus. Deshalb ließ sie es sich angelegen sein, den Bediensteten einen Wink zu geben, und sagte: „Tut, was er euch sagt“. Die heilige Mutter Jesu wusste gewiss, dass sich in dem Vorwurf ihres Sohnes und Herrn kein Groll verbarg, sondern dass er ein Mysterium des Mitleids enthielt... Und da bekam plötzlich dieses Wasser Kraft und Farbe, verbreitete Duft, nahm Geschmack an und veränderte gleichzeitig seine Natur völlig. Und diese Verwandlung von Wasser in eine andere Substanz gab Zeugnis von der Gegenwart des Schöpfers; denn keiner außer dem, der aus dem Nichts Wasser geschaffen hat, kann Wasser in etwas Anderes verwandeln.