Seite wählen

Kommentar zum Sonntagsevangelium


Ist es aber gesät, dann geht es auf und wird größer als alle anderen Gewächse

Hl. Petrus Chrysologus (um 406 - 450)
Bischof von Ravenna, Kirchenlehrer
Predigt 98, 1-2

Brüder, ihr habt gehört, dass das Himmelreich in seiner ganzen Größe mit einem Senfkorn verglichen wird... Ist das alles, was die Gläubigen sich erhoffen? Alles, was die Getreuen erwarten?... Ist es das, was „kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat? Was keinem Menschen in den Sinn gekommen ist“? Ist es das, was der Apostel Paulus ankündigt und was Gott im unaussprechlichen Heilsmysterium denen bereitet hat, die ihn lieben (1 Kor 2,9)? Lassen wir uns durch die Worte des Herrn nicht aus der Fassung bringen. Denn wenn wirklich „das Törichte an Gott weiser ist als die Menschen, und das Schwache an Gott stärker als die Menschen“ (1 Kor 1,25), dann ist dieses ganz Kleine, das Gott gehört, herrlicher als die ganze weite Welt.

Könnten wir nur dieses Senfkorn in unser Herz einpflanzen, so dass es zum großen Baum der Erkenntnis (Gen 2,9) wird! Ein Baum, der zu seiner ganzen Höhe heranwächst, um unser Denken zum Himmel emporzuheben, und der alle Verzweigungen der Intelligenz sich ausbreiten lässt.

Christus ist das Himmelreich. Einem Senfkorn gleich, wurde er in ein Gartenbeet ausgesät, den Leib der Jungfrau. Er ist gewachsen und wurde zum Baum des Kreuzes, der die ganze Erde bedeckt. Als er durch die Passion zermalmt war, haben seine Früchte reichlich Würze entwickelt, um ihren Wohlgeschmack und ihr Aroma auf alle Lebenden zu übertragen, die ihn berühren. Denn solange das Weizenkorn unversehrt ist, bleibt seine Wirksamkeit verborgen. Das Korn entfaltet jedoch seine ganze Kraft, wenn es zermalmt ist. Deshalb wollte Christus, dass sein Leib zermalmt wird, damit seine Kraft nicht verborgen bleibt... Christus ist König; denn er ist der Ursprung aller Macht. Christus ist das Himmelreich; von ihm geht aller Glanz seines Reiches aus.