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Kommentar zum Sonntagsevangelium


Das Gleichnis von den Talenten

Hl. Johannes Chrysostomus (um 345-407)
Priester in Antiochia und später Bischof von Konstantinopel, Kirchenlehrer
Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus, 78. Homilie, 2−3 (vgl. Bibliothek der Kirchenväter, München 1915)

Der eine [Knecht] sagt: „Herr, fünf Talente hast du mir gegeben“, der andere nennt „zwei“; somit gestehen sie, dass sie von ihm den Ansporn zur Arbeit erhalten haben und schreiben unter vielen Dankesbezeigungen alles ihm zu. Was antwortet darauf der Herr? „Sehr gut, du bist ein tüchtiger und treuer Diener“, sagt er. „Du bist im Kleinen ein treuer Verwalter gewesen, ich will dir eine große Aufgabe übertragen. Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn!“ In diesen seinen Worten ist die ganze Seligkeit angedeutet.

Aber bei der Strafe des trägen Knechtes, hat es noch nicht sein Bewenden: „Werft den nichtsnutzigen Diener hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird er heulen und mit den Zähnen knirschen.“ Siehst du nun, wie nicht nur der Räuber und Habsüchtige, nicht bloß, wer Böses getan, sondern auch, wer das Gute unterlassen hat, auf das strengste gestraft wird? [...] Die Talente sind hienieden die Fähigkeiten des einzelnen, sei es zum Beistand leisten, zum Almosengeben oder zum Lehren oder zu anderem derartigen Wirken. Es sage keiner: Ich habe nur ein Talent erhalten und kann nichts leisten. Auch mit einem Talent kannst du Gutes tun.