Seite wählen

Kommentar zum Sonntagsevangelium


Sie begannen ihn hartnäckig zu bedrängen

Balduin von Ford (? - um 1190)
Zisterzienserabt, dann Bischof
Das Altarsakrament, II, 1; SC 93

„Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab“ (Joh 3,16). Der einzige Sohn „wurde geopfert“, nicht, weil seine Feinde obsiegten, sondern „weil er selbst es gewollt hat“ (Jes 53,10-11). „Da er die Seinen liebte, erwies er ihnen seine Liebe bis zur Vollendung“ (Joh 13,1). Die Vollendung, das ist der akzeptierte Tod für die, die er liebt; so erfüllt sich alle Vollkommenheit, die vollkommene Liebe; denn „es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt“ (Joh 15,13).

Diese Liebe Christi war in seinem Tod machtvoller als der Hass seiner Feinde; der Hass konnte nur bewirken, was die Liebe ihm gestattete. Judas oder die Feinde Christi, haben ihn in hasserfüllter Bosheit dem Tod ausgeliefert. Der Vater hat seinen Sohn hingegeben, und der Sohn hat sich aus Liebe selbst hingegeben (Röm 8,32; Gal 2,20). Die Liebe ist jedoch des Verrates nicht schuldig; sie ist unschuldig, auch wenn Christus daran stirbt. Denn nur die Liebe kann ungestraft tun, was ihr gefällt. Nur die Liebe kann Gott zu etwas zwingen und ihm gleichsam befehlen. Die Liebe ließ ihn vom Himmel herabsteigen, sie ließ ihn ans Kreuz schlagen; sie hat das Blut Christi zur Vergebung der Sünden vergossen: Es war eine ebenso unschuldige wie heilskräftige Tat. Unser ganzer Dank für das Heil der Welt ist also der Liebe geschuldet. Und sie drängt uns mit zwingender Logik dazu, Christus so sehr zu lieben, wie andere ihn hassen konnten.